Chronik

Postkarte aus Hösacker

Postkarte aus Hösacker

Hösacker

Geschichte eines Dorfes - unseres Dorfes anlässlich des 50jährigen Gründungsfestes Glöckerlverein Hösacker

Der Chronist (Pfarrer Joseph Mathes in Veitsbuch) schreibt (und verstarb) anno domini 1889:

Das nun schon so oft genannte Hösacker ist eine erst in unserem Jahrhundert entstandene Colonie. Zu Hörmannsdorf saß ca. 1806 – 1816 der Gutsherr Josef vonErnestie, der, gedrängt von misslichen Umständen, sich aus seinen Verlegenheiten zu helfen suchte, indem er allobda Holzgründe verkaufte. Das that er in Parzellen und ließ Leute darauf heirathen. Das Landgericht Landshut suchte diese Verkäufe wohlweislich zu erschweren, weil sich diese Familien nicht ernähren könnten. Dem Ernestie hat seine Manipulation nicht geholfen, denn 1816 war er zum Verkaufe seine Guthes Hörmannsdorf genöthigt. Graf Karl Arco von Oberkölnbach kaufte die Colonie, aber sechs Familien, welche Ernestie seinem Gerichtshalter Kilian Edelbacher wegen Schuldforderung grundbar abgetreten hatte, blieben im Verbande. Daher kommt es, dass ein Theil von Hösacker zum Patrimonialgerichte Oberkölnbach, der andere Theil, seit 1881 mit dem Namen Freihausen bezeichnet, zum Patrimonialgerichte Hörmannsdorf gehörte. – Bis zum Jahre 1810 standen in Hösacker schon 20 Hütten.

Der erste Hösackerer war ein herumziehender Zinngießer mit Namen Heller, und der Erstgeborene von Hösacker, 23. Mai 1809, war ein Johann Dörr, später Hiebl genannt. 1812 hatte Hösacker 81, 1823 schon 116 Seelen, die dann bald auf 200 stiegen. In dieser Colonie hat schon viel Noth und Laster geherrscht und der Name Hösacker hatte einen üblen Klang. Die Etymologie (Herkunft-, Grundbedeutung eines Wortes) von Hösacker ist mir unbekannt; doch darf kein Spaßvogel an „Höllsakara“ denken! ImVerlaufe der Zeit haben sich dort viele Familien über Sünde und Noth emporgerungen und nähren sich nun ehrenvoll. Zu den vierziger Jahren hat Franz Winzinger eine Bierschenke errichtet, welche unter Wirth Michael Weber zu einem ehrenvollen Gasthaus sich hob. Im Jahre 1860 wurde auch eine Kapelle in Mitte des Dorfes erbaut.

Während die ganze obere Pfarrei, welche doch an priesterliche Wirksamkeit gute Anforderungen stellt, noch seit Menschengedenken keinen Priester hervorgebracht hat, ist aus Hösacker der derzeitige Pfarrer von Geisenhausen, Matthias Gschlößl, hervorgegangen, der den Feldzug anno 1870 mitgemacht hat. Unweit Freihausen im Walde sind mehrere uralte Grabhügel, wie es deren auf dem rechten Isarufer sehr viele gibt.

- soweit die Chronik -

Kapelle in Hösacker – Maria Immaculata

Auszug aus dem Kirchenführer – Pfarrer Franz Xaver Paulus (seit 1974 Priester in Weng-Veitsbuch) veranlasste dessen Druck im Jahre 2000. Die Kapelle in Hösacker wurde 1860 in einem aufs einfachste reduzierten neugotischen Stil erbaut. An der Straßenseite liegt der Eingang und darüber das Türmchen. Im Inneren ist eine flache Putzdecke eingezogen. Auch die Ausstattung am Altärchen ist einfach. Bereits 1882 wird berichtet, dass die Kapellen fast wieder eine Ruine geworden sei. 1883 wurde sie restauriert. 1884 hat der Wirt die Kirchenpflegschaft übernommen. Heute zeigt sich das kleine Bauwerk zwar in einer sehr intensiven Außenfarbigkeit, ist aber baulich nicht substanzgefährdet. Die Siedlung Hösacker ist übrigens nicht sehr alt, da sie aus dem Parzellenverkauf des Gutsherrn Josef von Ernestie hervorging. Ernestie war in Finanzschwierigkeiten, konnte aber trotz dieser Verkäufe nicht verhindern, dass er auch Hörmannsdorf verkaufen musste. Ernestie war 1806 bis 1816 der Gutsherr von Hörmannsdorf.

Ergänzend dazu die Anmerkung von Chronist Johann Peschek (September 2007):

2002 wurde die Veitsbucher Pfarrkirche St. Vitus restauriert und so hielt Pfarrer Paulus in der Kapelle in Hösacker seine Veitsbucher Werktagsgottesdienste (Dienstagabend und Freitagabend 19 Uhr, auch bei eisigen Temperaturen (bis -17°C– ohne Heizung!) ab. Von 1945 bis 2007 fand jeden Sonntag um 12,30 Uhr ein Rosenkranz mit den Rosenkranzschwestern ( so nannte sich die Rosenkranzgemeinschaft der örtlichen Frauen und Mütter) aus Hösacker statt. Da die katholischen Gläubigen auch in Hösacker immer weniger werden, ist der Rosenkranz nun seit August 2007 auf jeden monatsersten Mittwoch festgelegt worden, weil anschließend im Gasthaus Weber ein Frauenkränzchen stattfindet.

Entwicklungsgeschichte von Hösacker im Zeitraffer:

Hösacker, ein von seiner geografischen Lage her äußerst idyllisch anmutender Ort, liegt auf dem Nordhang des Isartales und ist eingebettet inmitten von Fichten-, Kiefernsowie Eichen- und Buchenwäldern. Das Dorf befindet sich, auf seinem teils kiesigen, teils lehmigen Grund erbaut, 493 Meter über dem Meeresspiegel und etwa 89 Höhenmeter über der südlichen Nachbarortschaft Weng, sowie 78 Höhenmeter über der nordöstlichen Nachbarortschaft Mühlhausen. Hösacker, obwohl nur eine Ortschaft, bestand seit seiner Gründung, wie in der Chronik zu lesen ist, (bis zur Gemeindezusammenlegung Weng und Veitsbuch im Jahre 1971) aus zwei Teilen: Hösacker und Freihausen und gehörte drei Gemeinden und drei Landkreisen an. Hösacker zählte zum Landkreis Landshut, allerdings das Wohnhaus von Jakob Zankl und das Wagnerhäusl (das Häuschen stand zwischen Jakob Zankl und dem Mühlbaueranwesen) gehörten zur Gemeinde Mühlhausen – Landkreis Mallersdorf, die Zettl-Stallung (jetziger Pöschl) war Bestandteil des Landkreises Dingolfing. Hösacker verfügt seit 1840 bis dato mit dem Gasthaus Weber (erster Gastwirt darauf war Franz Winzinger 1840 - 1860) über ein Wirtshaus. Dazu kam von 1959 bis 01.01.99 das Gasthaus Kaiser, gegründet von Hans und Fanni Kaiser). Die (Zenz) Kreszenz Linbrunner eröffnete mit ihrem Gatten Josef 1946 einen Kramerladen, der von ihrer Tochter Marille weitergeführt und zum 1.1.1990 geschlossen werden musste, da er mit den neu aufgekommenen Supermärkten in der Umgegend einfach nicht mehr konkurrieren konnte und deshalb aus wirtschaftlichen Erwägungen den Gegebenheiten ums Opfer fiel. Erwähnenswert hierbei ist, dass die nach dem II. Weltkrieg nach wie vor arme Dorfbevölkerung beim Kramer gelegentlich anschreiben ließ, also nicht gleich bezahlen konnte oder die Waren mit Naturalien wie Eier abglich. Im Jahre 2007 nennen in Hösacker 66 Eigentümer ein Wohnhaus als ihren Besitz und, Stand 31.08.2007, leben 229 gemeldete Bürger. Ebenso gibt es in diesem Jahr im Ort nur noch einen Landwirt (Georg Huber). Industrie und Handwerk haben die Landwirtschaft verdrängt.

Frühere topografische und sonstige Gegebenheiten von Hösacker:

Zwischen dem Gastwirt Weber Anwesen und dem Multhammer Anwesen beginnt das so genannte Ammerthal (hier entspringt auch die Aitrach) und noch vor dem II. Weltkrieg war dieses Gebiet bis nach Mühlhausen voll bewaldet. Dagegen war von dem Peschek Anwesen Richtung Weng bis zum Zanklfeld (Unterhalb des Dankwart Anwesens – Richtung Bachner Moos)freie Sicht und kein Wald. Der beim Zieglerhölzl (jetzige Besitzerin Maria Weiher) entspringende Bach führte bis weit in die 60er Jahre soviel Wasser, dass beim Peschekgrundstück ein Brunnen und beim Zanklfeld ein Widder (= hydraulischer Stoßheber, ein Gerät zum Heben von Wasser aus einem Wasserlauf) zur notwendigen Wasserversorgung, neben dem zweiten Widder in Pestendorf, für die Dorfbevölkerung betrieben werden konnte. Das Wasser war so klar und rein, dass es nicht abgekocht werden musste, oder aber die Menschen zeigten sich damals noch resistenter gegen Erreger. Die Wälder offenbarten sich bis Ende der siebziger Jahre im Sommer außerordentlich gut bewachsen mit essbaren Pilzarten wie Steinpilze, Milchbrätling, Birkenpilz, Frauenpilz, Pfifferling, Rotkappe und Marohnenröhrling. Auf dem Nachhauseweg von der Veitsbucher Volksschule mussten die Schulkinder oft Tütenweise Speisepilze zur Abrundung des häuslichen Speiseplanes mitnehmen, die in einer halben Stunde gefunden waren. Außerdem ist Hösacker bekannt für sein reichhaltiges Heidelbeer-, Brombeer-, und Himbeervorkommen in den Wäldern. Bis 1968 mussten die Kinder aus Hösacker zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach Veitsbuch zum Volksschulbesuch. Im Winter lag teilweise der Schnee so hoch, dass einige der vielen Bauarbeiter des Ortes, die im Winter Schlechtwettergeld bezogen und stempelten, den Kindern auf den schneeverwehten Schulwegen eine Gasse freitreten mussten, damit die Kinder ungefährdet und sicher in der Schule ankommen konnten. Bis 1968 gab es in der Volksschule Veitsbuch zur Unterrichtung der Kinder nur einen Schulraum, indem sich vier Klassen befanden - Vormittags die Klassen 5 – 8 unter dem damaligen Oberlehrer Leonhard Weiher und nachmittags die Klassen 1 – 4 (ab 1964 unter den jährlich wechselnden Lehrerinnen wie Frau König, Frau Breindl spätere Frau Givian und Frau Feichtle). Schlimmer erging es den Schülern um den I. Weltkrieg bis zum II. Weltkrieg. Beispielsweise die Familie Huber (das Anwesen gehörte später Hans Schmid, dann Anna Brunner) hatte 13 Kinder, die vor oder nach der Schule bei den Veitsbucher Bauern um ein Stück Brot betteln mussten damit sie nicht verhungerten, weil die Not so groß war und es einfach nichts zum Essen gab.

Allgemeine Beschäftigung der Hösackerer im vergangenen Jahrhundert (1900 – 2000):

Im I. Weltkrieg und auch danach begaben sich viele Hösackerer Männer, neben ihrer eigenen Landwirtschaft, falls vorhanden, nach Oberköllnbach, um in der Brauerei des Grafen Arco, aber auch im Forst des Adeligen eine überlebensnotwendige Beschäftigung zu haben und die tägliche große Not etwas zu lindern. Ein anderer Teil diente bei den Bauern als Knecht oder Magd. 1953 verursachte ein Tornado mit Hagelschlag so einen verheerenden Schaden, beispielsweise lag der Stadel vom Hans Diermeier, nachdem er aus seiner Verankerung auf dem Grundstück gerissen wurde, auf der Straße, der Turm der Kapelle lag beim Lex (Frühmorgen) im Garten, die Dachziegel vom Multhammer Anwesen flogen bis in den Peschekgarten (Luftlinie etwa 300 Meter) und der Wald nach Dreifaltigkeitsberg wurde samt und sonders vernichtet. Die Bäume lagen wie Streichhölzer kreuz und quer, so dass in Dreifaltigkeitsberg ein mobiles Sägewerk eingerichtet werden musste, bei dem ebenfalls ein paar Hösackerer einige Jahre einen Arbeitsplatz hatten. Im Anfang des letzten Jahrhunderts bekam der Ziegler (Huber) seinen Hausnamen weil er, richtig gedacht, Ziegel produzierte. Dazu gab es im hinteren Bereich des Anwesens eine Mulde, aus der man den Lehm entnahm und der von den beschäftigten Dorfleuten barfuss „angetreten“ werden musste, damit man den Lehm in Ziegelformat bringen konnte. Neben der Mulde stand die Brennerei, wobei die Arbeiter hier im Sommer oft große Hitze ertragen mussten, wie die alten Bürger noch zu erzählen wussten. Erwähnenswert auch hier noch vielleicht diese Anmerkung: Während des II. Weltkrieges und kurz danach war Gast- und Landwirt Weber der einzige im Dorf, der einen Traktor besaß und so kam es, wenn der Diermeier Hans Getreide dreschen musste, dass beim ihm im Stadel ein Dreschwagen aufgestellt wurde, aus Platzmangel ein Riemen quer über die Straße zum Webergarten führte, wo der Weber-Traktor den Riemen antrieb, damit im Stadel des Diermeier Hans gedroschen werden konnte. Somit war in dieser Zeit des Dreschens die Straße gesperrt. Dies störte aber niemanden, weil der Getreidedrusch als Notwendigkeit angesehen wurde. Mitte der 60iger Jahre kam die Zeit des goldenen Handwerks und viele Männer waren auf dem Bau (Häuser- und Straßenbau) oder bei der (nur Name) Glas-Fabrik – Firma Hans Glas - (Landmaschinen und Automobile Typ Gogo) in Dingolfing beschäftigt. Schließlich wurden in Niederaichbach drei Atomkraftwerke gebaut, wobei auch hier einige Arbeit fanden. Als 1971 die BMW AG das Glaswerk übernahm, floss ein nicht aufzuhaltender Strom von Arbeitswilligen von Hösacker nach Dingolfing, so dass man im Jahre 2007 behaupten kann, dass 3 von 4 Hösackerer Arbeiter bei BMW beschäftigt sind.

Menschliche Besonderheiten seiner Bewohner:

Während des II. Weltkrieges flüchtete ein deutscher Trupp junger Soldaten vor der USArmee nach Hösacker. Die Hösackerer zeigten sich von ihrer menschlichsten Seite (allerdings waren auch auswärtige Mitglieder der SS beteiligt, was sich erst später herausstellte!) und statt sich selber zu verstecken wurden die Leute im Ort aktiv, stürzten quer über alle Zufahrtswege nach Hösacker viele Bäume, damit die US-Armee nicht durchdringen konnte, was prompt auch geschah und retteten so die jungen Soldaten und sich selber.

( Copyright only by Johann Peschek)